Von Rostov aus, dem Tor zum Kaukasus, sind es nur noch 46 km bis zum Azovschen Meer und 1100 km nach Norden bis nach Moskau. In Rostov befindet sich der wichtigste Eisenbahnknotenpunkt im Süden Russlands.
Um 8.15 geht es schon los zum ersten Ausflug. Es ist kühl und regnerisch.
Die Natur hat sich kräftig herausgeputzt. Alles ist grün, der Flieder fängt an zu blühen, und die weissen Blüten fangen schon an, einzelne Blättchen abzuwerfen.
Zunächst fahren wir kurz durch Rostov und machen einen Stopp an einem Obelisken und dem Haus der Eisenbahngesellschaft, das wohl ehemals als Privatgebäude errichtet wurde, jetzt aber einer Eisenbahnverwaltung gehört.
Gebäude der Nordrussischen Eisenbahnverwaltung Kaukasus |
Nach der kurzen Stadtrundfahrt geht es mit dem Bus etwa eine Stunde durch die Ebene bis zum Kosakendorf Staročerkassk, das auch den Beinamen 'Venedig am Don" trägt und eng mit der Geschichte der Donkosaken verbunden ist. Bis 1805 war hier die Hauptstadt der Kosaken. Das frei gewählte Oberhaupt trug den Titel "Ataman".
Hier wächst nicht viel. Das Land ist versalzen, da das Meer ursprünglich viel weiter nach Norden reichte als heute.
Ein Spaziergang durch das ursprüngliche Dorf zeigt Schönheit und Verfall nebeneinander.
Diese älteste Kathedrale im Don- Gebiet ist die Auferstehungskathedrale.
In dem ehemaligen Wohnkomplex des Atamanen Daniil Efromov (um 1700) ist ein Museum zur Geschichte der Don- Kosaken untergebracht, und man kann hier eine Menge über ihre Lebensweise erfahren. Waffen, Kleidung, Möbel, Alltagsgeschirr, Gemälde und vieles mehr werden ausgestellt.
Ein- und Ausgang zum Museum |
eine typische Kosakenversammlung |
Kosakenfamilie |
Abschied |
klare Aufgabenverteilung |
ein eindeutiger Fall... |
Nun folgt eine musikalische Darbietung mit der obligatorischen Aufforderung zum Mittanzen an das Publikum. Wie ich das liebe!
das singende und tanzende Folklore- Ensemble von Staročerkassk |
Danach müssen wir im Schnellschritt zum Bus. Es geht zurück nach Rostov.
wenn man Zeit hätte, könnte sich einen Snack gönnen... |
300 Jahre altes Steinhaus |
Dieser Ataman schützte entlaufene Leibeigene und gliederte sie in seine Gemeinschaft ein. Zar Peter war damit gar nicht einverstanden und unterwarf schließlich die Kosaken.
Übrigens gibt es einen Roman "Der stille Don" von Michail Scholochow, der auch verfilmt wurde. Dort wird die Geschichte der Kosaken im ersten Weltkrieg erzählt. Muss ich mir mal ansehen, soll aber sehr lang sein.
Und: Maxim Gorki arbeitete übrigens im hiesigen Hafen als Lastenträger und verbrachte seine Nächte im Nachtasyl von Rostov.
kleine Kanäle ziehen sich durch die salzigen Wiese |
Zurück in Rostov bekommen wir volle 20 Minuten Freizeit, in denen wir einen Park besichtigen, mit Nichtstun die Zeit verbringen oder eine kleine Fußgängerzone hoch- und runterstürmen können. Wer Rollschuhe dabei hat auch alles erledigen! Schade!
Rostov und die umgebende Region ist sehr geschichtsträchtig. Hunnen, Tataren, die alten Griechen, Slawen, Kosaken, Skythen und wer noch sonst alles hat sich hier sehen lassen und Spuren hinterlassen. Im "Großen Vaterländischen Krieg" wurden hier alleine 40.000 Menschen erschossen und 50.000 nach Deutschland deportiert. Bei Kriegsende betrug die Einwohnerzahl gerade noch ein Drittel der ursprünglichen Zahl. Heute hat die Stadt rund eine Million Einwohner.
farbenfrohe Begrüßung am Stadtrand |
Erinnerungen an die Fußball- WM von 2018 |
alles bereitet sich auf den 9. Mai vor |
In der schönen Fussgängerzone könnte man bestimmt einen leckeren Kaffee bekommen. Ich habe im Vorübereilen nette Lokale und Geschäfte entdeckt.
das Ziel im Blick... |
die Muttergottes- Geburts- Kathedrale |
Das Wetter hat sich mittlerweile gebessert, und die goldenen Kuppeln glänzen in der Sonne.
Die Zeit ist knapp. Schon bin ich wieder auf dem Rückweg. Die Sänger wechseln laufend ihren Standort. Ich kann leider nicht lange stehenbleiben.
Da war doch noch der Park! Auch der ist schön und bestimmt sehenswert und ein Stündchen dort würde mir gut tun.
Überall wird die Stadt herausgeputzt, bunte Fahnen flattern im Wind.
Morgen ist der erste Mai und der wird mit großegefeiert.
Der noch größere Feiertag folgt am 9. Mai. Und zwar erinnert man sich dann intensiv an die Kapitulation der Deutschen Wehrmacht am 9. Mai 1945, also an das Ende des „Großen Vaterländischen Krieges“, wie er hier nur genannt und oft erwähnt wird. Einerseits kann ich es verstehen, andererseits empfinde ich das Getöse mit dem vielen herumstehenden Kriegsgerät, den zahlreichen Vorübungen auch bedohlich und vermisse den friedlichen Aspekt.
Von Frieden und Völkerverständigung ist kaum die Rede, mehr vom großen Sieg über die damaligen Feinde. Die Kinder wachsen hier mit Kriegsspielzeug aller Art auf, turnen auf Panzern und sonstigen Militärfahrzeugen herum wie andere Kinder auf Spilplätzen. Von ihren Eltern mit Spielzeuggewehren ausgestattet posieren sie stolz auf den neuesten Handybildern. Schulkindern werden in Uniformen gesteckt und üben den militärischen Stechschritt, sind stolz, wenn sie an den zahlreichen "Ewigen Flammen" Wache stehen dürfen.
Aber: andere Länder, andere Gepflogenheiten...
Zum Mittagessen sind wir wieder auf dem Schiff. Die Sicherheitsübung muss zwingend noch absolviert werden, bevor es gegen 15.00 für die Alexander Borodin heißt: Leinen los!
Es liegen rund 5000 km auf dem Wasser vor uns.
ich weiß jetzt wie es geht |
Abschied von Rostov |
vom Sonnendeck aus hat man einen guten Ausblick |
Rostov- Arena, erbaut zur WM 2018 für 45000 Besucher |
ein typisches Uferstück am Don |
Das Wetter wird besser, die Sonne kommt zum Vorschein. Da aber ein kalter Wind bläst, muss ich schon einige Kleidungsstücke übereinander ziehen, damit ich lange draußen bleiben kann. Allerdings spaziert auch ein Herr in kurzer Hose herum. Der scheint eine starke innere Heizung zu haben.
Bootsstege sind hier unentbehrlich |
Fabrikruinen und intakte Bootshäuschen |
das nächste Ziel heißt Wolgograd |
das Abendessen kommt aus dem Don |
Unzählige Angler säumen das Ufer. Mal sitzen sie in Grüppchen in Waldlücken, mal alleine auf einem Steg oder auf Kieselsteinen.
Ein Trio winkt freundlich, und nach gegenseitigem Fotografieren springt einer auf, um sein Netz aus dem Wasser zu ziehen, damit er uns stolz seinen guten Fang präsentieren kann.
Der Don teilt Europa und Asien und Rostow gilt als Tor zum Kaukasus. Schon in der Zeit der Völkerwanderung bis hin zum 17. Jahrhundert galt der Don als östliche Grenze Europas.
Hier macht er eine Abzweigung, da taucht ein Inselchen auf, hinter dem der Don eine Biegung macht. An manchen Ufern sind Bäume abgerutscht und liegen kopfüber im Wasser, solange, bis sie fortgeschwemmt werden. Die Landschaft erinnert mich besonders bei dem trüben Wetter an den Amazonas.
Von Bord aus können wir noch einen letzten Blick auf die Auferstehungskathedrale von Staročerkassk werfen.
die Auferstehungskathedrale von Staročerkassk |