Samstag, 4. Mai 2019

Astrachan

4.5.19


Von Astrachan aus in Richtung Süden beginnt das Wolgadelta, das größte Flussdelta Europas, das weit verästelt ist und von dem große Teile unter Naturschutz stehen. Viele Zugvögel legen bei ihren langen Flügen hier eine Rast ein. Im Wasser fühlt sich der Stör wohl, wenngleich seine Zahl ständig abnimmt. Die Fangquoten sind mittlerweile streng reguliert, denn mit Kaviar lässt sich sehr viel Geld verdienen...
Wenn man im Kaspischen Meer baden möchte, muß man noch von Astrachan aus noch 80 bis 100 km weit fahren.
Ein Ausflug ins Deltagebiet wird angeboten. In Anbetracht des gemischten Wetters und der doch noch recht frühen Zeit im Jahr verzichte ich darauf und freue mich auf ein bisschen Freizeit in der Stadt.

Ankunft in Astrachan

...noch ist die Uferpromenade fast leer

Um 8:00 Uhr geht es los zur Stadtrundfahrt. Im alten Stadtkern sieht man noch viele verfallene kleiner Holzhäuer und brüchige Backsteinbauten. Von Renovierungsarbeiten ist weit und breit nichts zu sehen. Viele große repräsentative Wohngebäude aus der Jahrhundertwende säumen noch immer ganze Straßenzüge.
In anderen Stadtteilen hingegen spiegelt sich bereits die Sonne in den Glasfassaden der Neubauten.
Ausreichend Zeit haben wir bei der Besichtigung des großen Kreml von Astrachan. Mit dem Wetter haben wir großes Glück. Die Sonne scheint, und es ist warm.





 Der Kreml ist ziemlich weitläufig, aber wir sind nicht in Eile.



Das wichtigste an dieser kleinen Kapelle ist das Muttergottesbild, das an der hinteren Außenwand hängt. Die Verehrung ist groß, der Strom der hier betenden Frauen reißt nicht ab.




 Riesige Kastanienbäume tragen unzählige Blüten.












 Wie in fast jeder Stadt gibt es auch hier ausgedehnte und sehr gepflegte Parkanlagen.nDiese liegt direkt am Kreml.


Gleich nach dem Kreml bringt der Bus uns noch in die große Markthalle der Stadt, in der zu 90 % Fisch angeboten wird. Schon draußen stehen die Händler mit ihren Autos, haben den Kofferraum voll geladen mit geräucherten Fischen, die allesamt aus der Wolga stammen.


Frischer Fisch wird hier überhaupt nicht verkauft, alles ist geräuchert. Den Überblick über die verschiedenen Sorten Stör kann ich mir so schnell nicht verschaffen, und vorher habe ich mich leider nicht informiert.








Es gibt auch Kaviar zu kaufen. Viele kleine Portionen in Gläschen oder Dosen, die überwiegend von den Touristen gekauft werden. Über die Qualität ist damit aber nichts gesagt...


Gleich hinter der Markthalle steht eine Kirche, die mir auch deswegen so gut gefällt, weil sie nicht so voll ist...




Pünktlich zum Mittagessen werden wir am Schiff abgeliefert. Die vielen Angler haben noch zu tun, sie müssen sich den Fisch aus der Wolga herausholen. Um die Warteschlange am Eingang zu umgehen, mache ich noch einen kurzen Gang am Ufer entlang.



Hier ist ein modernes Wohngebiet entstanden, nur wenige Meter von der Uferpromenade entfernt. Und ob vor oder hinter unserem Schiff, die Angler finden überall ihr Plätzchen.




Nach einer kurzen Mittagspause laufe ich wieder los, um mir noch einen Eindruck in den Gassen zu verschaffen. Zu Fuß kann man vom Schiff bis zum Kreml laufen, dazwischen liegt das alte Wohngebiet der Stadt.

Von der ehemaligen Pracht dieses Gebäudes ist eine Menge übrig geblieben. Es sieht aus wie ein ehemaliges Hotel direkt am Wolgaufer. Die Tür ist zugenagelt.


Das nächste verlockende Gebäude im Wasser verspricht ein Café zu beherbergen, und ich strebe gleich darauf zu. Leider ist es nichts weiter als eine Anlegestelle für Ausflugsboote. Vielleicht sollte ich es den Astrachanern gleichtun und mir eine Angel zulegen. Nur kann man damit auch keinen Kaffee kochen...



Am Ufer der Wolga ist viel los. Heute ist Samstag, ein arbeitsfreier Tag, an dem die Familien gerne flanieren.
Es wird geheiratet, Kinder düsen auf Mini- Elektroautos herum, oder kurven auf Crossrädern, Rollern oder Rollschuhen durch die Menge. Alles wird zur Miete angeboten.
Von Eis bis zur Zuckerwatte gibt es alles zu kaufen, was das Kinderherz begehrt. Auch Plastikhüpfburgen sind aufgebaut, rosa und gold geschmückte Pferde werden durch die Strassen geführt und tragen Kleinkinder und vor allem stolze kleine Mädchen herum.















Samstag ist der große Hochzeitstag. Mir begegnen allein 4 Paare. Das Standesamt ist um die Ecke, und man hat nur ein paar Schritte zum nächsten Lokal.

Es geht hinein ins Standesamt.

Man zeigt erstmal was man hat!

Das andere Brautpaar feiert schon.

Die nächste Braut eilt von hinten herbei.

Jetzt habe ich genug Bräute gesehen und entferne mich am anderen Ende der Promenade vom Wolgaufer, nicht ohne erneut die vielen Angler zu bestaunen.


Manche prächtigen Bauten sind in ganz gutem Zustand. Im flachen roten Gebäude sind Lokale und moderne Geschäfte untergebracht. Das sieht alles nach Privatinitiative aus. Aber das Geld muss man natürlich erst einmal beisammen haben...



 Je weiter man in die kleinen Strassen vordringt, desto grösser ist der Renovierungsbedarf.





Viel Phantasie brauche ich nicht, um mir vorzustellen, wie prächtig diese Strasse alle einmal ausgesehen haben. Es werden Erinnerungen an Kuba wach...
Der Kreml ist erreicht, aber mein Bedarf an Wohnhäusern ist noch nicht gedeckt. Die Vielfalt der Gebäde ist sehr groß. Nur eine Strasse weiter ist ein Viertel mit fast nur Holzbauten.







 Ein Nummernschild hat das Auto immerhin noch! Und es ist vollgestopft mit prall gefüllten Säcken.


Und schon wieder bin ich an einer der langen Kremlmauern angelangt. Hier ist auch eine riesige Allee, die ich mir anschauen werde. Unter den Bäumen an der Mauer treffen sich die Leute auf der Wiese, liegen mit oder ohne Hund im Gras und scheinen ihre Freizeit zu genießen.




Auf der einen Seite ist die mit Bäumen bewachsene Grünanlage neben der Kremlmauer, dazwischen eine breite lange Allee mit vielen Kinderskulpturen, Springbrunnen, Bänken und dem obligatorischen Lenindenkmal.
Hunde, Pferde, Kinder, Omas, alles wird ausgeführt oder geht selbst spazieren. Für die große Parade am 9. Mai vor den repräsentativen Gebäuden sind die Tribünen schon aufgestellt. Passend zu den wichtigen Ereignissen haben selbst die Hortensien die dicksten Blüten produziert.






 Ganz coole Ladies baden im sprudelnden Brunnen.



Um zum Schiff zurück zu gelangen, muss ich nochmal durch die Wohnquartiere hindurch laufen. Das verspricht wieder spannend zu werden, jedenfalls für mich. Jedes Haus hat seinen eigenen Charakter, Charme und interessante Details. Ganze Bildbände könnte man damit füllen.
Vielleicht ist es gut, dass wir nicht in jeder Stadt so viel Freizeit haben, sonst würde ich bestimmt Gefahr laufen, die Abfahrt des Schiffes zu verpassen. Ausserdem käme ich mit meinem Blog nie zurande...





Es gibt einige wenige Anwohner, die das staubige Stückchen Erde vor ihrem Haus so schön herausputzen. Da fühlt sich sogar dieser kleine Schmusetiger wohl.



 Geht man durch diese Gasse hindurch, kommt man fast an der Promenade wieder heraus.


Dieses ehemals auch sehr schöne Haus mit seinem Balkon ist ein absolutes Highlight. Man muss schon einmal genauer hinschauen. Ein kleines Wunder ist es schon, dass der Balkon noch nicht heruntergekracht ist!



 Noch ein paar Hinterhöfe...



... und eine sorgfältig zusammengestellte Sammlung einzelner Bauhölzer, Steine und diverser brauchbarer Teile aus einem Abrisshaus, sowie alles, was man im Baumarkt nur für teures Geld oder auch gar nicht bekommen kann.


 Nun habe ich habe wieder die Vorzeigemeile erreicht.




Eigentlich will ich jetzt auf dem Schiff die Füsse hochlegen.
In der Nähe unseres Schiffes, bei den schicken Neubauten, ist jedoch noch etwas los. Das kann ich mir nicht entgehen lassen. Es wird fröhlich musiziert, gesungen und getanzt. Ein Eintänzer der besonderen Art ist der Herr mit Hut.


 


Kurz nach 18.00 legen wir ab, und die Alexander Borodin hat auf der Strecke von Astrachan bis Wolgograd erneut 500 km vor sich.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen