Dienstag, 14. Mai 2019

Mauern - fast für die Ewigkeit...

14.5.19   Goritsy


Wir sind auf dem Weg zum Kirillov- Kloster.
Einmalige Eindrücke beim Betrachten von Himmel, Wasser und Ufer lassen immer noch keine Langeweile aufkommen. Schon morgens um 6 sind wir durch eine Schleuse in den Wolga- Ostseekanal eingefahren. Wir schippern auf Scheksna (Nebenfluß der Wolga) und Kowscha durch waldreiche Gegenden zwischen dem Onega-See und dem Weißen See. Die vielen Flüsse, die sich wo mit wem vereinen und wer, wo und zu was gestaut wird, das kriege ich schon längst nicht mehr gebacken. Ich hoffe, dass es einigermaßen stimmt, was ich hier behaupte. Diesbezüglich habe ich mein Denken lange schon ausschalten müssen. Gestaut scheint mir fast alles zu sein...

Gegen 11 Uhr erreichen wir Goritzy. Schon von weitem kann eine Klosteranlage, die aber nicht das Kirillov- Kloster ist, obwohl ich das zunächst eingebildet hatte.









Wir befinden uns im "Russischen Norden". Es gibt hier einen tier- und pflanzenreichen Nationalpark und gleich 3 alte Klöster mit ebenso alten Kirchen. 
Alle 3 Klöster könnten jede Menge spannender Geschichten erzählen über das, was sie erlebt haben. Einige einst mächtige Frauen wurden hier in die Verbannung geschickt und konnten nichts anderes tun, als sich mit Handarbeiten abzulenken, solange man sie am Leben ließ.
Die berühmte Maria Himmelfahrt Kathedrale, die drittälteste Steinkirche Russlands, steht z.B. schon seit 1497, etwa 15 km entfernt im Ferapontov- Kloster. Man soll sie in nur 5 Monaten erbaut haben. Ihre Keramikkacheln und Wandmalereien sollen einzigartig und weltberühmt sein. Wir besuchen sie leider nicht, es ist nur Zeit für das Krill- Beloserski- Kloster. Ich kenne kein Schiffsprogramm, wo es anders ist.
Auch vor 8 Jahren war ich schon einmal hier, bei einer Schiffsreise von St. Petersburg nach Moskau.
Da hatten wir etwas mehr Zeit und konnten einen kleinen Spaziergang durch den Ort machen, in dem die Obstgärten sich in voller Blütenpracht gegenseitig übertrumpften.

Mit dem Ort Goritzky kommen wir jetzt gar nicht in Berührung, da die Schiffe ausserhalb am Pontonanleger festmachen.
Das Kirillov-Kloster, gegründet um 1400, liegt etwa 7km entfernt von der kleinen Stadt Goritzky, und es war 100-200 Jahre nach seiner Gründung eines der mächtigsten und reichsten Klöster im ganzen Land. Eigentlich ist es mehr eine riesige Klosterfestung, die ja auch dazu dienen sollte, Gegner der mächtigen Zaren sicher einzusperren. Wir werden mit einem Bus dorthin gebracht.


Das Kazaner Tor, durch das man eintritt,  fügt sich in die 1,3 km lange Wehrmauer ein, die um die ganze Klosteranlage herum führt. Mehrere Wehrtürme, alle in unterschiedlicher Gestalt, folgen. Auch die mächtigen Mauern sehen total unterschiedlich aus während ihres Verlaufs und sind dreistöckig.





Das nächste Tor, das man durchschreiten muss, um zum inneren Bereich zu kommen, nennt sich Heiliges Tor. Die Fresken im Tor sind nicht im besten Zustand, aber immerhin schon rund 450 Jahre alt! Über dem Tor befindet sich auch gleich eine Torkirche.





Es sind noch mehrere Kirchen hier auf dem Gelände. Wie soll ich die denn auseinander halten?  Die Mariä- Himmelfahrt- Kathedrale wurde um 1400 aus Holz und 100 Jahre später aus Stein errichtet. Sie wurde mehrfach umgebaut und mindestens 2 Kirchen wurden angefügt. Ich weiß beim besten Willen nicht mehr, in welche wir Einlass bekamen. Ziemlich klein war sie, also die Hauptkirche wird es wohl nicht gewesen sein.






Auf einer Seite des Heiligen Tores hat man ein Museum eingerichtet, in dem wichtige Exponate aus den Klosterschätzen gezeigt werden, die man in den revolutionären Wirren hat retten können. Die letzten 6 Mönche konnten nicht gerettet werden. Bevor man 1924 aus dem Kloster ein Museum machte, hat man sie kurzerhand erschossen.







Weiter mittig auf dem Gelände gibt es noch ein weiteres Museum mit Alltagsgegenständen und Wohnbeispielen aus früheren Zeiten sowie einem Souvenirshop.



Klöppeln war eine der Beschäftigungen, mit denen sich die verbannten Damen die Zeit vertreiben konnten.




So feine Täschchen sieht man bei den Damen von heute auch nicht mehr.


Wer sich die Mühe macht, gegen Gebühr die Treppen zu steigen, kann noch mehr Exponate sehen, auch ein paar Gemälde sind dabei. Aber das Beste ist der Ausblick von ganz oben!




Der Aussichtsturm gestattet einen guten Überblick über die Klosteranlage und die Gewässer. Aus jedem Blickwinkel tauchen neue Kirchtürme auf. Ich habe aufgehört, sie zu zählen.






Ganz enttäuscht bin ich am Wasser, ausserhalb der Klostermauern. Dort stand vor 8 Jahren ein wunderbarer großer Baum, geneigt zum Wasser hin. Er war ein schöner Anblick und ein.Schattenspender. Der Baum ist abgesägt, der Stumpf ragt nun blöde in die Luft.

Baum ab...
so sah es hier vor 8 Jahren aus...
Abgesehen vom Baumfrevel, finde ich die Mauern gerade von außen fast noch interessanter als von innen.




Innen ist leider auch Tatsache, dass an vielen Ecken mindestens der gleiche Zerfallszustand herrscht, wie seit Jahren. Lediglich an einer Stelle scheint aktiv gearbeitet zu werden. Und der Bereich der Mönchszellen wurde wohl hergerichtet, ausserdem ein Verwaltungsbüro.










Bilder aus der kleinen Kirche, in die wir hinein dürfen:




Die eineinhalb Stunden, die unsere Besichtigung inklusive Hin- und Rückfahrt dauert, sind schnell vorbei.
Am Busparkplatz warten noch andere Gebäude darauf, dass man sich ihrer erbarmt.


Die vielen Souvenirstände am Hafen erfreut das nicht, denn zum Einkauf bleibt kaum Zeit. Dabei hätte es gerade hier eine riesige Chance gegeben, einen Pelzmantel zu kaufen. Auch Leinenkleidung und typische Souvenirs werden bergeweise angeboten.
Ein kleines Gläschen Moosbeer- Marmelade nehme ich mir mit, das dann zu Hause schon halb ausgelaufen sein wird. (zum Glück in einer Tüte) Der Restinhalt schmeckt trotzdem sehr lecker!

Weiter geht es wieder auf dem Wasser, aber langweiliger wird es nicht. Die Landschaft ist einmalig schön, eigentlich gibt es gar keine Worte, um das auszudrücken, was man da empfinden kann, wenn man nichts weiter macht, als zu schauen.
So?


Oder lieber so?





















Nächstes Ziel ist: Kishi.

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