Mittwoch, 1. Mai 2019

ein Tag auf dem Don

1.5.19

Endlich Erholung!  Ich muss heute nicht so früh aufzustehen, da wir den 1. Mai ohne Landgang verbringen werden, sondern fast den ganzen Tag auf dem großen Zimljansker Stausee fahren, der eine Länge von 302 km hat und die Verbindung vom Don über den Wolga- Don- Kanal zur Wolga herstellt. Der Stausee ist knapp 40 km breit und wurde zwischen 1949 und 1955 erbaut. Breit ist er maximal 38 km.
Der Don hat eine Länge von 1870 km und fließt ins Asowsche Meer.
Der Wolga- Don- Kanal ist 101 km lang und kann 13 Schleusen aufweisen vorweisen!
Ohne den Kanal könnte man mit dem Schiff nicht vom Kaspischen zum Schwarzen Meer gelangen.
Und vom Asowschen Meer aus, in dessen unmittelbarer Nähe Rostov liegt, kann man mit einem Schiff über die Strasse von Kertsch das Schwarze Meer erreichen. Von dort aus ist es möglich, über den Bosporus, das Marmarameer und die Dardanellen ins Mittelmeer zu gelangen!
Schon vor dem "Großen Vaterländischen Krieg" hatten die Arbeiten am Kanal begonnen, waren während des Krieges unterbrochen und wurden 1945 fortgesetzt mit Arbeitern aus dem System Gulag. Entsprechend deren körperlichem Zustand und den Arbeitsbedingungen haben tausende Menschen ihr Leben hier verloren. Eingeweiht wurde der Kanal 1952.
Wir befahren den Wolga-Don-Kanal von Rostov aus, durchfahren den Zimljansker Stausee, treffen südlich von Wolgograd auf die Wolga.
Vom Zimljansker Stausee aus muss unser Schiff zunächst über 4 Schleusen 44 Meter in die Höhe gehoben werden. Dabei passiert es den Karpowser, den Bereslawsker und den Wararowsker Stausee.
Von da an geht es über 9 Schleusen treppenartig  88 m tiefer in die Wolga.
 Wenn wir das geschafft haben, erwarten uns noch weitere 16 Schleusen, bis wir in St. Petersburg den Anker werfen können.

Bis mittags ist es trüb. Die leichte Aufhellung am Nachmittag bringt auch nicht viel. Es bleibt windig und kalt.
Unsere Kabine entwickelt sich zur Eisbude. Die Klimaanlage pustet trotzdem ungefragt kalte Luft.
Endlich bekomme ich einen Hinweis, wo sich der völlig versteckt liegende Schaltknopf des elektrischen Heizkörpers sitzt. Das Ding stellt sich als weißer kleiner Kippschalter heraus. Einmal angemacht, wird die Bude umgehend in eine Schwitzhöhle verwandelt, bis wir es dann doch schaffen, eine gute Regulierung zu finden. Von da an haben wir keine Temperaturprobleme mehr.

 Ich habe heute genug Zeit, die Alexander Borodin zu erkunden. Der Namensgeber unseres Schiffes war Chemiker und Mediziner, betätigte sich auch als Komponist.
Das Schiff wurde 1977 in der ehemaligen DDR gebaut, 2005 komplett renoviert. Ich bin mit der Kabine sehr zufrieden. Sie ist fast so groß wie eine Kabine auf der Artania. Alles ist gepflegt und sauber. Die Scheiben durchsichtig, und ich kann keine einzige blinde Scheibe entdecken, von denen es 2018 gleich mehrere auf der MS Hamburg im Restaurantbereich gab. Auch die Badezimmer sind in Ordnung.
An Bord befinden sich 196 Gäste. Man tritt sich nicht auf die Füße.
Die Panorama- Bar am Bug hat gemütliche Sessel, und auch ganz oben in der Sky- Bar am Heck kann man sich bequem niederlassen.
 Nachmittags nehme ich an einem Russischkurs teil, fühle mich aber völlig überfordert, da sehr viele Mitreisende aus der ehemaligen DDR stammen und ihre vorhandenen Sprachkenntnisse nur auffrischen möchten. So schnell komme ich da nicht hinterher...
Vor dem Abendessen gibt es einen kurzen Kapitänsempfang mit Vorstellung der verschiedenen Mitarbeiter.


Zur Entspannung hören wir uns noch russische Lieder an, die von einer Sängerin und ihrem Partner vorgetragen werden.





Das Wetter hat sich beruhigt und draussen erwartet uns ein wunderschoener Sonnenuntergang.


 Sehr angenehm ist auf diesem Schiff das Reglement mit dem Internet. Für einmalig 50Euro  hat man die ganze Fahrt über freies, unlimitiertes Internet. Der einzige Haken ist, dass die Verbindung sehr oft sehr schlecht ist. Es reiht sich ein riesiger Stausee an den anderen, und da läuft oft gar nichts.
Ich hätte mir also die Simkarte, die ich am Flughafen in Moskau in aller Eile erstanden habe, sparen können. Die Verbindung damit kam mir damit noch schlechter vor. Nur einen einzigen Tag war sie nützlich. In St. Petersburg habe ich sie später in mein Telefon gesteckt und konnte dort super Google- Maps benutzen.

Und nun noch ein paar Fotos vom Flusstag, der nicht gerade langweilig war.

...der Kapitän weiß, wo es lang geht...

...Skulpturen im Wasser...

...reihenweise stürzen die Bäume in den Fluß...

Der Angler mit der roten Jacke zeigt stolz seinen Fang.


...bei einer so schönen Schleuse passen fast alle auf...

Das Schiff muss auf ein höheres Niveau gebracht werden.

Das ist die imposante Schleuse Nr. 15 (unsere 4.) auf dem Wolga- Don- Kanal.

...ob am Heck oder am Bug, alles ist interessant...

...hier wird das Schiff -wenn erforderlich- mit dicken Seilen festgezurrt...

Wasser strömt ein, um uns auf das geforderte Niveau zu heben.

...ganz schön duster da unten...

...so schöne Laternen stehen nicht an jeder Schleuse...

...Blick zurück in die Schleusenkammer, vorne ist schon die nächste in Sicht...

...Schleuse 14 des Wolga-Don- Kanals geschafft...

Bevor wir morgen Wolgograd erreichen, stehen noch viele Schleusen auf dem Schleusenplan, dessen Zeiten genau eingehalten werden sollten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen