Sonntag, 12. Mai 2019

in der Russischen Schweiz...Plios

12.5.19  vormittags

Um 8 Uhr morgens erreichen wir den Flusshafen der kleinen Kaufmannsstadt an der Wolga, die auch zum "Goldenen Ring" gehört. Im 12. Jh wurde Pljos bereits erwähnt, später von den Tataren zerstört und danach als Festung zum Schutz von Kostroma und Moskau ausgebaut. 
Pljos gilt als "Perle an der Wolga",  oder auch "Wolga-Schweiz" genannt. Im 19. Jahrhundert waren viele Künstler und Adelige fasziniert von dieser kleinen Stadt auf Hügeln, an Hängen und in Schluchten.Der Künstler Isaac Lewitan wurde durch seine hier gemalten Landschaftsbilder berühmt und war besonders verliebt in den schönen Ort an der Wolga.



4000 Menschen leben dauerhaft hier, und es gibt 9 Kirchen, 1Theater, 5 Museen, Cafés und viele historische Herrenhäuser entlang der 3 km langen Uferpromenade. 
Wir werden umgehend in die Freiheit entlassen, natürlich mit der Auflage, pünktlich zurück sein.



Ganz oben auf einem der vielen Hügel, über die sich Pljos verteilt, hat vom Schiff aus ein kleines Holzkirchlein mein Interesse geweckt. Und siehe da, es taucht auf dem Plan auf, den wir bekommen, damit wir wissen, wo es sich lohnen soll, sich umzusehen. 
Ich entscheide mich, zuerst auf den Berg zu gehen. Unterwegs begegnen mir junge Männer, die große Wasserflaschen an Pumpen füllen. Es gibt also offenbar nicht für alle fließendes Wasser oder das Wasser der diversen Quellen, die hier aus der Erde kommen sollen, ist besonders gut und gratis.


Gleich die erste Dorfstrasse parallel zur Wolga lässt mich vom Weg abweichen. Da stehen schon interessante Häuser!










Und am Ende des Weges scheint sich ein kleines Paradies eingenistet zu haben. Vielleicht wohnt hier Dornröschen?



Die ehemaligen Besitzer dieses Schmuckstückes hätten sich vielleicht ein anderes Schicksal für ihr Haus gewünscht. Aber so verfällt hier Vieles, falls nicht doch noch ein Liebhaber mit ein wenig Geld und viel handwerklichem Geschick auftaucht - umgekehrt ginge es auch...




Die Natur ist geradezu explodiert, die Blütenpracht unbeschreiblich.


Ich glaube, dies ist die Dreifaltigkeitskirche. In dem großen hölzernen Brunnen hätte ich fast meine Sonnenbrille versenkt, wenn sie nicht an einer Querstrebe hängengeblieben wäre.


So langsam arbeite ich mich jetzt den Berg hinauf, auf den Lewitan- Hügel. Die Stufen habe ich lieber nicht gezählt.







Das Kirchlein ist verschlossen, die Gräber auf dem Friedhof verschwinden fast zwischen den Gräsern Ich drehe erst einmal 2 Runden über das Gelände, um den Ausblick in sämtliche Richtungen auf Wolga, Hügel, Pljos und die Natur zu genießen. Selbst unser Schiff kann man von hier aus sehen.

Im Wohngebiet nahebei schützt man sich wie überall gerne mit hohen Mauern. Das Auto muß aber draußen bleiben.


Neben dem Pfarrhaus auf der anderen Seite steht eine hermetisch von außen abgeschirmte gesichtslose Protzvilla, die von einheimischen Touristen fotografiert wird.
Da Medwedew hier im Ort ein Anwesen besitzen soll, dachte ich zunächst, dies könne es sein. Später habe ich mir sagen lassen, dass es ein renoviertes Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert unten an der Wolga sei. Ob da auch das Wasser aus der Pumpe geholt werden muß.
Wahrscheinlich nicht, denn es soll ein sehr luxuriöses Anwesen sein, das mit allem drum und dran etwa 3x so große Fläche wie des Kreml sein soll. Allerdings sind diesbezügliche Berichte immer dementiert worden. 
Selbst hier oben kann man ein Werk Lewitans bewundern.


Ein paar Meter steht eine Skulpturen ihm, natürlich mit Wolgablick.




Mit dem alten Pfarrhaus geht es baulich bergab. Das neue gegenüber erscheint recht komfortabel zu sein, steht direkt neben der kalten, viel von den Einheimischen fotografierten Pracht. Und vom neuen Pfarrhaus aus hat man den Friedhof samt Kirche voll im Blick.




Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass die Trödelei jetzt ein Ende haben muss. Bergab geht es zum Glück schneller als bergauf.




Wieder unten angekommen schleiche ich noch ein wenig kreuz und quer durch die Dorfstrassen. Zu sehen gibt es wirklich überall etwas. 




Auf die Herrenhäuser entlang der Uferpromenade, den repräsentativen Teil des Ortes mit Marktplatz usw. muss ich leider verzichten. Die Promenade beginnt hier gerade erst.



Dazu habe ich zu lange Zeit auf dem Berg verbracht. Es gibt für mich nur noch die eine Richtung, nämlich zurück zum Schiff.


Schon 10 Uhr 15 müssen alle wieder an Bord sein. Um 2 Minuten vor 10 öffnet das Lewitan- Museum, das in einem von ihm bewohnten Haus seine Werke und wohnliche Räume zeigt. Mit einer einzigen anderen Person vom Schiff husche ich ganz schnell überall einmal durch, und es war eigentlich trotz der Eile ganz nett. 
Auf einem Tisch steht ein Schachspiel. Ich meine, genau das gleiche schon einmal in Lenins Elternhaus gesehen zu haben. Vielleicht ist das ein allgemein verwendetes Requisit für Museen?








Große Flaschen mit Mineralwasser kann man günstig an diesem Haus in Hafennähe kaufen. Einige Leute haben sich auch abgeschleppt. Da die Verkäuferin jedoch eine selten unfreundliche Person war, habe ich mich einem Geschäft mit ihr verweigert.  



Den in diversen Erzählungen erwähnten geräucherten Fisch, den man hier unbedingt kaufen soll, habe ich leider nicht entdeckt. Vielleicht sollte ich noch einmal wieder zurück kommen. Der Ort hat mir außergewöhnlich gut gefallen, obwohl ich ja nur so wenig davon gesehen habe.

Gleich bin ich da...



Und schon legen wir ab...


...und sind unterwegs nach Kostroma , das ich schon auf meiner Reise zum "Goldenen Ring" (2014) kennengelernt habe.

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