Montag, 13. Mai 2019

Jaroslawl - Klöster, Kirchen, Kacheln und phantastische Fresken

14.5.19 Jaroslawl

Frühaufstehen ist heute angesagt. Auch die Ivan Bunin ist noch auf der gleichen Strecke wie wir unterwegs.



Um 8 Uhr geht die Stadtrundfahrt in Jaroslawl schon los und soll etwa
3 1/2 Stunden dauern.
Ich scheine mich zwar zu wiederholen, weil an der Wolga offenbar fast alle Städte alt sind, aber Jaroslawl, nur 280 km von Moskau entfernt,  soll unter den alten die älteste im Reigen sein und dazu noch die schönste. Das ist doch erwähnenswert, finde ich. Die Stadt ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt und auch industriell gut aufgestellt.
Ich bin bereits zum dritten Mal hier. Einmal waren wir ziemlich in Eile, und ein andermal gab es eine Stadtrundfahrt, einen Spaziergang und mehr nicht. Es werden immer die gleichen Ziele angefahren. Das reicht bei mir nicht, um sie unter den anderen Städten hervor zu heben. Ich brauche vor allem Zeit für mich, um eine Stadt kennen zu lernen.

Der Bär ist das Wappenzeichen der Stadt, ein solches Tier wurde einst von dem Fürsten Jaroslawl dem Weisen mit einer Axt getötet und verbringt nun sein Restdasein in einer Fußgängerzone, im Stadtwappen und ganz bestimmt noch an Stellen, von denen ich nichts weiß.

Schon 1010 soll der Grundstein zur Errichtung der Stadt gelegt worden sein. Politische Wirren mit Zerstörungen und Überfällen durch Mongolen oder Tataren waren zu bestimmten Zeiten an der Tagesordnung, wie fast überall in dieser Gegend. Viele historische Gebäude sind trotzdem erhalten geblieben, zumindest aus der Zeit, zu der man dann die Gebäude aus Stein errichtete, die dann nicht mehr den Bränden zum Opfer fielen.
Bei den Kirchen sieht es oft so aus, als ob sie alt wären. Aber viele sind ja im ganzen Land während der revolutionären Zeiten gesprengt worden und mittlerweile wieder aufgebaut. Ich kann da nicht erkennen, wie alt die Gemäuer und die Ikonenmalereien sind.

Um 8 ist es noch ein bisschen trübe, und so beginnen wir die Stadtrundfahrt im Nieselregen, steigen beim Parkplatz gegenüber dem Erlöser- Kloster aus.




Dort drehen wir unsere erste morgendliche Runde, nachdem wir durch das "Heilige Tor" mit seinen schönen Fresken eingetreten sind. Das Tor wurde Anfang des 16. Jahrhunderts errichtet und diente als erster steinerner Wachturm des Klosters. Da einmal wieder eine Feuersbrunst große Teile des Klosters vernichtet hatte, baute man nun aus Stein neu, auch die Kathedrale.


Vom Paradeplatz aus, den man nach dem Durchschreiten des Tores erreicht, kann man gut überblicken, was einen hier erwartet. Rechts steht die Kathedrale, links befinden sich das Refektorium mit den Räumen des Klostervorstehers, dazwischen das Denkmal.







Im 12. Jahrhundert wurde es als Männerkloster gegründet. Das langgezogene, rote,  krumm gewordene Gebäude mit den Mönchszellen fasziniert mich jedesmal.





Nach der Vorführung des komplizierten Glockenspiels an der Christus- Verklärungs- Kathedrale von 1506, werden wir schon in den großen, gut sortierten Souvenirshop geführt. Ich gehe nach kurzer Sichtung des Angebotes lieber an die frische Luft. Wer etwas Anständiges kaufen möchte, ist von der Qualität und Auswahl her sicher gut bedient. Auf dem Schiff haben wir auch einen Laden, der hat durchweg gute Sachen im Angebot, auch eine ausreichende Auswahl, aber deutlich günstigere Preise!
Die Kathedrale öffnet erst um 10.00. Ich nehme an, dass wir sie deswegen nicht besichtigt haben. Es stehen ja noch mehr Programmpunkte auf dem Plan.





Durch das geschichtsträchtige Heilige Tor verlassen wir das Kloster, nicht ohne einen letzten Blick auf die Fresken zu werfen.




Mit dem Bus geht es weiter in die Stadt. Durch die ständige Fahrerei über kurze Strecken verliere ich hier völlig die Orientierung. Laut gedrucktem Plan könnte man die ganzen Sehenswürdigkeiten ohne Probleme wohl nacheinander auch zu Fuß erreichen. Käme ich noch einmal, dann würde ich das auch tun.


An der  Erzengel- Michael- Kirche, nahe beim Kloster, fahren wir vorbei. Sie soll bereits um 1200 erstmals erbaut worden sein. Zuletzt entstand sie aus Stein im 17. Jahrhundert, wurde während der revolutionären Zeiten stark beschädigt, Objekte wurden gestohlen und an Museen verhökert. Heute finden dort wieder Gottesdienste statt und ein jährliches Glockengeläut Festival mit dem Namen "Verklärung".


Wir gehen ein wenig an der hohen Uferstrasse  entlang, da wo die Kotorosl in die Wolga mündet. Hier, auf der hohen Uferpromenade wird vor historischen Gebäuden gejoggt und geturnt nach Leibeskräften.



Der Bus hatte uns an parkähnlichem Gelände entlassen. Das zarte Grün der jungen Blätter bedeckt große Areale, dazu blüht es auch schon üppig an allen Ecken. Besonders schön sind einmal wieder die Tulpenfelder.







Hier hat man freie Sicht auf die Wolga und die Einmündung der Kotorosl. Beim Pavillon werden wir vom Bürgersteig verscheucht. Die Feuchtkehrmaschine hat Vorfahrt.





Im ehemaligen Wohnhaus des Metropoliten aus dem 17.Jahrhundert befindet sich ein Ikonenmuseum. Das hat natürlich zu. Aber im Kellergeschoss gibt eine Männergruppe kurze Gesangskonzerte, in der Hoffnung, dass man danach reichlich DVD's kauft. Mehrfach habe ich das schon miterlebt, aber noch nie kam es mir so kommerziell vor wie heute. Vor der Türe wird gewartet, von der vorherigen Gruppe sitzt noch die Hälfte, da werden wir schon vorwärts dirigiert, und es wird höllisch aufgepasst, dass kein Video mit dem Smartphone gemacht wird.  Kurz darauf ist auch schon Schluss, und ob nach uns noch eine Gruppe kam, das habe ich nicht mitbekommen. Wir ziehen weiter.

Die Mariä- Entschlafene- Kathedrale wurde erstmals Anfang des 13. Jahrhunderts errichtet und stand im Kreml, der heute nicht mehr existiert. 1918 wurde diese größte Kirche Jaroslawls beschossen und beschädigt, 1937 von den Bolschewiken endgültig gesprengt. 2011 wurde sie nach 7 Jahren  Wiederaufbau geweiht.


Ihre Eingangsportale sind unterschiedlich gestaltet. Drinnen waren wir nicht, angeblich sei sie leer. Der Besuch würde sich nicht lohnen. 2014 war sie nicht leer. Vielleicht kommt es hier auf die Definition "leer"an, denn an Fresken an den Wänden kann ich mich nicht erinnern.



Eine Plastik davor gestaltete 1995 der berühmte Ikonenmaler der Stadt, Nikolaj Muchin. Sie soll an das zerstörte Gotteshaus erinnern.


Die Bank mit dem Schriftzug JAROSLAWL sollte einen guten Sitzplatz hergeben für ein Bild mit mir, aber es die Bank will nicht so recht, wie die Fotografen wollen. Am Schluss geht's doch einigermaßen...


Die Demidov- Säule ganz hinten im Demidov-Park soll an den Gründer der drittältesten Universität des Landes erinnern. Säule Nummer 1 wurde 1917 zerstört, da Demidov einer wohlhabenden Familie angehörte und damit als Kapitalist gebrandmarkt war. Dies hier ist die Säule Nummer 2.


Auf der anderen Seite des großen Parks steht das Denkmal für die kommunistischen  Opfer des Bürgerkrieges. Im Hintergrund blickt man wieder auf die Entschlafens- Kathedrale. Hier scheint immer etwas los zu sein. Auch heute, genau wie bei meinen vorigen Besuchen, wird Wachablösung durchgeführt und die Kinder, zurechtgemacht wie Kindersoldaten, geben sich allergrößte Mühe, die geforderte Körperhaltung zu zeigen.







Die letzte Kirche für heute ist die Prophet Elias Kirche mit ihren aussergewöhnlich schönen Fresken. Jeder Zentimeter an der Wand scheint ausgefüllt zu sein. Die im Bild erzählten Geschichten stammen teilweise aus der Bibel und lassen sich auf Grund ihrer Klarheit gut nachvollziehen.
Neben Bibelgeschichten spielen die Taten des Elias eine große Rolle.





rechts unten wird gerade zum frommen Kopfabschlagen ausgeholt...


der Sensenmann reitet auf dem eigenen Pferd mit
Blick nach oben
in der Mitte Taufe, rechts Ernte...
unten Schmuckkachelband, oben wunderschöne Fresken








faszinierter Blick nach oben
Ansonsten ist Jaroslawl ja auch berühmt für seine gebrannten Kacheln, die man zahlreich in den Außenmauern finden kann.





Aber auch im Inneren der Kirche gibt es in den Fluren ein langes Band mit Schmuckkacheln aus dem Ende des 17. Jahrhunderts, oberhalb davon wurden Fresken gemalt wurden.


Die Ikonostase, prachtvoll wie eigentlich überall, ist hier im Barockstil gestaltet, die Nebenräume sind niedrig und durch Bogendurchgänge erreichbar.





Zum Abschluss bekommen wir ein kleines bisschen Freizeit. Ich glaube, es waren gerade einmal 30 Minuten. Das reichte für einen schnellen Rundgang, aber nicht dazu, einmal in die Markthallen zu gehen.

...die Kirche im Rücken und nun aber: los!
Auf dem Zentralmarkt  hatte ich mir 2011 ja  dank köstlicher getrockneter Früchte, von denen ich sofort gegessen habe, heftige Magen- Darm- Probleme zugezogen. Ich hätte gerne mal reingeschaut.
Aber ich eile nur vorbei an der kleinen Alexander Newski- Kirche [aus dem Ende des 19.Jahrhunderts]vorbei, probiere, auf der Bank ein gutes Fotogesicht zu machen. Hauptsache die Bank und die Umgebung sind einigermaßen mit drauf.



Dann husche ich 2 Querstrassen entlang, entdecke endlich das Wahrzeichen der Stadt und peile geradewegs den Bus an, der bei der Kirche parkt..



Wir fahren weiter, haben noch 380 km bis Goritsy vor uns.



Brücken gibt es wieder reichlich zu sehen unterwegs.






Am Ufer ist auch dauernd was los. man kommt ja wirklich zu gar nichts!


Wir nähern uns der Stadt Rybinsk.




Hier gibt es an den Ufern wieder Regionen mit besonderes ruhiger Atmosphäre, in der sich auch gleich die Angler tummeln oder einzelne Hundespaziergänger unterwegs sind.
.



Die Rybinsker Schleuse naht!




Die Schleusentore sind geschlossen, Wasser wird eingeleitet, damit wir auf die Höhe des Stausees gehoben werden. Möwen lieben diesen Moment und drehen endlose Runden.




Jetzt ist genug Wasser drin, das Schleusentor hat sich geöffnet, und wir können rausfahren auf den Rybinsker Stausee, mit dessen Stauung man schon 1941 begonnen hat. Die Ampel zeigt grün.


Schon bald nach der Schleuse haben wir Glück und es ist noch hell genug für einen kurzen Blick auf die Statue der Mutter Wolga.


Nun fahren wir direkt auf den Sonnenuntergang zu.





Morgen werden wir in Goritsy sein.

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