Samstag, 11. Mai 2019

wo Wolga und Oka sich treffen - Nishni Novgorod

11.5.19

Ein bisschen gemütlicher fängt der heutige Tag an.
Unsere Stadtrundfahrt in Nishni Novgorod beginnt erst um 10 Uhr.
Stramm wird das Programm wieder einmal sein, denn um 14.30 soll es schon weitergehen und zwar von Gorodez (Galanino) aus. Dorthin fahren wir mit dem Bus, besichtigen das Dorf, während das Schiff uns unauffällig folgen wird.
Das Gründungsjahr der Stadt -1221-  ist nicht zu übersehen. Es ist auf vielen Pflastersteinen des Bürgersteiges entlang der Kremlmauer zu lesen.
Da in Nishni Novgorod Rüstungsgüter produziert wurden, war die Stadt von 1930 an für Jahrzehnte für Ausländer gesperrt. Offenbar war das dann auch ein günstiger Ort um z.B. Andrej Sacharow 6 Jahre lang in der Verbannung zu halten. Erst seit 1991 kann die Stadt von Ausländern besucht werden.
Von 1932 bis 1990 hieß die Stadt "Gorkij", weil dieser hier seine Jugend verbracht hatte und mittlerweile zum proletarischen Schriftsteller erklärt worden war.
Heute ist Nishni Novgorod die fünftgrösste Stadt Russlands, die sechstgrösste, nämlich Kazan, hatten wir gestern.
Um den Menschen ein wenig das Stehen im Stau zu ersparen, hat man eine Seilbahn gebaut, die eine Verbindung zum Stadtteil Bor herstellt. Sie würde von vielen Menschen genutzt, sei preiswert und brauche nur 10 Minuten für die 3,6 km lange Strecke. Die Kabinen kommen mir relativ klein vor,  aber das mag ja eine Täuschung meinerseits sein. Wir fahren unter den Seilen hindurch. Eine Fahrt mit der Seilbahn steht leider nicht auf unserem Plan.


Direkt am Flusshafen könnte man um die 500 Stufen direkt zum Kreml hochsteigen.


 Während die einen schwer arbeiten,


...schauen die anderen interessiert zu.


Die Treppe ist eines der Wahrzeichen der Stadt und wurde nach einem berühmten Testpiloten benannt, der oben nun als Statue alles im Blick hat.


Zuerst besuchen wir die Mariä- Geburtstag- Kathedrale, eine von der Familie Stroganow privat erbaute Kirche, die Anfang des 18. Jahrhunderts eingeweiht wurde. 1930 wurde sie von den Bolschewiken geschlossen. Im 2. Weltkrieg benutzte man sie als Apotheke und Lagerhalle. Seit 1993 ist sie wieder geöffnet. Sie ist berühmt vor allem für ihre historisch wertvollen Ikonen.




In der vor der Kirche liegenden Strasse verläuft eine Strassenbahnlinie. Leider verkehrt sie nur gelegentlich. Die Häuserzeile gefällt mir aber trotzdem sehr gut.


Ein Blick geradeaus zeigt, wie nah man am Wasser ist.


Der Bus fährt viel zu schnell, um ein paar vernünftige Fotos zu machen. Manch ein Ausblick ist echt einmalig, und da wir ja permanent die Uhr im Nacken haben, auch nicht nachholbar.


Wir erreichen den Kreml, genießen zunächst den Blick über Wolga und Oka, die sich hier vereinen. Am anderen Ufer sieht auf die renovierte Alexander- Nevski- Kathedrale und das Fussballstadion von der WM 2018. Nach unten hin blickt man auf den Flusshafen. Unser Schiff ist schon unterwegs nach Gorodets.




Die Mauern und Türme des ältesten erhaltenen Kreml in Russland sind aus rotem Ziegelstein in den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts errichtet worden.


Innerhalb der Mauern des Kreml gibt Kirchen, Denkmäler, Parkanlagen, Verwaltungsgebäude, einen Obelisken und schöne Aussichten auf die Wolga. Wunderschöne Tulpen gibt es nicht nur hier zu bewundern. Rechtzeitig zu den Maifeierlichkeiten schmücken sie unzählige Beete in bislang allen von uns besuchten Städten.






Vor der kleinen Kirche (unten) wurde ein Denkmal für 2 Herren aufgestellt, die 1612 mit ihrem Heer Moskau von den Polen befreit haben. Das ist eine längere heroische Geschichte von einem Metzger und einem Prinzen.
Die Erzengel- Michael- Kathedrale (einmal hinter dem Obelisken und von der anderen Seite hinter der Statue) dahinter kommt mir winzig vor, scheint aber in ihrer Berühmtheit riesig zu sein.



Offenbar wird die Bezeichnung Kathedrale hier anders angewandt, als ich es im Sinn habe...
Auf jeden Fall ist sie die älteste Kirche der Stadt und stammt auch aus den Anfangsjahren des 13. Jahrhunderts. Deswegen habe ich doch noch einmal in der Fotokiste gekramt. Für einen kurzen Blick ins Innere hat es bei mir gerade noch gereicht. Irgendwie erwischt man den vorletzten Trödler der Gruppe zum Glück meistens doch noch...




Jetzt nähern wir uns wieder der Kremlmauer.



Neben dem Demetrius- Turm in der Kremlmauer, durch den wir den Kreml wieder verlassen, stehen viele Militärfahrzeuge aus dem 2. Weltkrieg, die hier in der Stadt hergestellt wurden. Wie schon so oft auf dieser Reise beobachtet, scheinen solche Orte die beliebtesten Spielplätze für Kinder und Eltern zu sein. Unter den Augen der Gefallenen posieren die Sprösslinge mit oder ohne Plastikwaffen auf den Kriegsgerätschaften.










Wer will, kann sich nun ein bisschen verkleiden und sich  auf einem Foto als Herrscher zeigen.


Souvenirs werden wieder reichlich angeboten.


Der Bus bringt uns nun zu einem kurzen Halt an einem Punkt mit besonders schöner Aussicht.
Dabei lernen wir die Tücken des hiesigen Strassenverkehrs kennen. Gesperrt ist hier nichts, auch kein Schild ist zu sehen. Hier ist eigentlich gar kein Durchkommen für einen großen Bus.
Aber hier denkt man anders, als ich es mir vorstelle.
Der Fahrer steigt aus, räumt die kleine Sperre zur Seite, fährt so weit es geht über den Bürgersteig. Der restlich Asphalt, den er scharf im Blick behält, hält stand. Das Schild stellt er zurück, und schon sind wir am Aussichtspunkt über Wolga, die Oka, Brücken, Fussballstadion, Kathedrale und Wälder auf der anderen Seite des Flusses.






Nun ist endlich ist ein kleines bisschen Freiheit angesagt. Man hat die Wahl einen Kaffee zu trinken oder die etwa 2 km lange Fussgängerzone abzulaufen. Ich entscheide mich fürs Laufen, ich möchte mir die vielen schönen Stadthäuser, Verwaltungsgebäude, Theater etc. ansehen.

Die Strasse beginnt gegenüber vom Kreml, und man sieht von dort aus dessen mächtige Mauern und Tore besonders gut. Vorhin war für so einen Blick keine Zeit...




Hinweise auf das Fußballereignis im vorigen Jahr sind immer noch beliebt.


All die großen, sehr schön restaurierten Gebäude kann ich auf die Schnelle nicht zuordnen. Das spielt für mich jetzt aber auch  keine Rolle. Ich genieße mit den Augen, während ich meine Füße strapaziere.






Statuen erfreuen sich in Russland großer Beliebtheit. Ich kann mich an keine einzige Ortschaft ohne mindestens eine Statue erinnern. Manche Motive kehren immer wieder, andere nehmen nur Bezug auf die jeweilige Stadt.




Dieser Mensch bei der Arbeit ist keine Statue. Warum er sein Gesicht völlig in Gaze gehüllt hat, ist mir schleierhaft. Es staubt nicht, stinkt nicht, und Mücken sind auch keine unterwegs.


Mancherorts wird noch gewerkelt, aber insgesamt wurden die Restaurierungsarbeiten wohl bis zur WM fertig gestellt.



Das repräsentativste Gebäude gehört der Staatsbank.




Bis ganz ans andere Ende der Fussgängerzone schaffe ich es nicht.
An den Souvenirständen mit Malereien und vielen Produkten aus Naturmaterialien mache ich kehrt.




Offenbar beginnt hier eine Meile der anderen Art...


Unser Bus nimmt nun seinen Weg über die Wolga. Wir fahren zunächst an der renovierten Alexander- Nevski- Kathedrale und danach direkt am grossen Stadion von der Fußball WM 2018 vorbei. Beides konnte man ja schon von der anderen Seite der Stadt aus sehen.





Die Strassenlaternen finde ich richtig klasse.
Das relativ neue Stadtviertel sieht aus der Entfernung gut gemacht aus. Beim näheren Hinsehen erkennt man leider aber schon den Zahn der Zeit.



Wir fahren in das 60 km entfernte Galanini (Gorodets).
Vorher überqueren noch eine Brücke, um dann lange durch wunderschöne Birkenalleen zu fahren.



Gorodets soll schon im 12. Jahrhundert gegründet worden sein, also zur gleichen Zeit wie Moskau und ist eine der ältesten Städte der Region. Wolga- Bulgaren und Tataren sollen sich hier bekämpft haben. Später ließen sich vor allem Altgläubige nieder und betrieben im 19. Jahrhundert schwunghaften Handel.


Wir haben Zeit, die mit traditionellen Holzschnitzereien verzierten Holzhäuser an der Touristenmeile anzuschauen und einen Blick über das Wasser zu werfen. Mehrere kleine Museen gibt es hier, z.B. ein Samowar- Museum, eins für Lebkuchen, eins für Volkskunst und noch ein paar mehr. Aber zum Besichtigen reicht unsere Zeit nicht.
Ute hat sich beim Samowar- Museum aufgestellt, ich mache es ihr nach.











Der Weg zum Flusshafen ist nicht mehr weit.



Die Mützen sind handgestrickt, leider brauche ich momentan keine neue.
Alle Busse sind da, und das Schiff legt auch bereits an.

Es ist warm, und die Anwohner haben es sich bereits in der Sonne gemütlich gemacht.

Zuerst steigen die Passagiere aus dem vorderen Schiff aus, dann marschieren wir durch Schiff 1 hindurch, und hinein geht es in unsere "Alexander Borodin".






Ein kurzer Blick nach draußen muß heute genügen. Alle wollen schnell wieder ins Innere des Schiffes. Ein Milliardenheer von Mücken hat das Deck erobert.



Ich suche den kleinen Souvenirshop des Schiffes auf und überlege, welche Dose denn als Mitbringsel  geeignet wäre. Insgesamt halte ich mich sehr zurück beim Kaufen auf Reisen. Ganz oft wundere ich mich zu Hause, wieso ich dies oder das gekauft habe...



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